Die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen: Idee und Umsetzung
Die „Millenniumsentwicklungsziele“ (Millenium Development Goals) oder MDGs wurden im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen in der Millenniumserklärung verabschiedet. Die Mitgliedstaaten verpflichteten sich damals, diese Ziele umzusetzen um extreme Armut, Hunger, Krankheit, Analphabetismus, Umweltzerstörung und Diskriminierung der Frauen zu bekämpfen.
Die acht Ziele lauten wie folgt:
2015 ist der Umsetzungskalender der Millenniumsentwicklungsziele abgelaufen. Große Herausforderungen bleiben noch bestehen, dennoch wurden zwischen 2000 und 2015 deutliche Fortschritte erzielt:
- Das Ziel der Halbierung der Armut weltweit wurde bereits im Jahr 2010 erreicht. Die Anzahl der extrem armen Menschen (d.h. Menschen, die von weniger als 1.25 Dollar pro Tag leben) ist zwischen 1990 und 2015 deutlich zurückgegangen. Die meisten von ihnen leben in Südasien und Subsahara-Afrika. Die Halbierung von Hunger wurde nicht erreicht, auch wenn die Zahl der Hungernden von 23.3%, zwischen 1990 und 1992, auf 12.9% zwischen 2014 und 2016 gesunken ist.
- In den Entwicklungsregionen stieg die Netto-Bildungsbeteiligungsquote im Grundschulbereich zwischen 2000 und 2015 von 83 auf 91 Prozent. Der Abstand zwischen den Geschlechtern hat sich, im Hinblick auf die Einschulung, verringert.
- Das Ziel, die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu reduzieren, wurde verfehlt, dennoch sank die Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 Jahren weltweit um mehr als die Hälfte, von 90 auf 43 Sterbefälle je 1000 Lebendgeburten, zwischen 1990 und 2015.
- Die Gesundheit der Mutter hat unmittelbare Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes. Die Müttersterblichkeitsrate sank um 45% zwischen 1990 und 2015. Darüber hinaus wurden 2014 71% der Geburten weltweit von medizinischem Fachpersonal betreut, 1990 waren es noch 59%.
- Das Ziel, die Anzahl an Menschen ohne Zugang zu Trinkwasser zu halbieren, wurde erreicht. 2015 haben 91 % der Weltbevölkerung Zugang zu verbesserter Trinkwasserversorgung, gegenüber 76% im Jahr 1990.
- Die öffentliche Entwicklungshilfe ist, im Bezug auf weltweite Entwicklungspartnerschaft, zwischen 2000 und 2014 um 66 % auf 135,2 Milliarden Dollar gestiegen.
- Bemerkenswerte Fortschritte wurden im Kampf gegen Malaria und Tuberkulose erzielt, gleichzeitig wurden alle Gesundheitsindikatoren verbessert. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen fiel zwschen 2000 und 2013 um rund 40%. Zwischen 2000 und 2015 wurden 6,2 Millionen Malariatodesfälle abgewendet, hauptsächlich bei Kindern unter 5 Jahren in Afrika südlich der Sahara.
Nachhaltige Entwicklungsziele: Wie geht es nach 2015 weiter?
In vielen Bereichen konnten Verbesserungen erzielt werden, doch viele Probleme bestehen weiterhin oder haben sich sogar verschärft. Noch immer müssen Menschen weltweit hungern oder leiden unter Mangelernährung. Millionen Menschen sind durch Gewalt bedroht, haben keine medizinische Grundversorgung und keine soziale Sicherung. Die Folgen des Klimawandels und der drohende Verlust der biologischen Vielfalt riskieren Armut und Ungleichheit in den nächsten Jahrzehnten weiter zu verstärken.
Aus diesem Grund haben die Vereinten Nationen im September 2015 neue Ziele beschlossen, die auf einem Aktionsplan beruhen, der zuvor über mehrere Jahre von Delegierten ausgearbeitet wurde: Die sogenannten 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele knüpfen an die Milleniumsziele an und gelten ab dem 1. Januar 2016 bis Ende 2030. Dabei werden erstmals Entwicklungs- und Schwellenländer wie auch die Industriestaaten gleichermaßen in die Pflicht genommen, um bessere Lebensbedingungen für alle zu schaffen. Dadurch soll die neue Agenda die Basis für eine veränderte globale Partnerschaft bilden. Denn die alte Einteilung in Geber- und Nehmerländer erscheint in der heutigen Welt nicht mehr angemessen.Durch die 17 Entwicklungsziele der Agenda werden das Prinzip der Nachhaltigkeit und die Armutsbekämpfung direkt verknüpft. Nachhaltig ist eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“.
Basis für die Erarbeitung der neuen Ziele war ein bereits 2012 begonnener Konsultationsprozess und die Rio+20-Konferenz. Eine Arbeitsgruppe (open working group) wurde mit der Vorbereitung der sogenannten Post-2015-Agenda beauftragt und stellte im Juli 2014 ihre Vorschläge vor, über die anschließend in den einzelnen Ländern beraten wurde.
Zu jedem der Ziele wurden Unterziele definiert. Die Erreichung aller Unterziele soll regelmäßig anhand von vordefinierten Indikatoren gemessen werden.
Die einzelnen Ziele im Überblick:
Armut in jeder Form und überall beenden.
Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern.
Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen.
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten.
Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern.
Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern.
Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.
Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern.
Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen.
Für nachhaltigen Konsum und für nachhaltige Produktion sorgen.
Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen (in Anerkennung der Tatsache, dass UNFCCC das zentrale internationale, zwischenstaatliche Forum zur Verhandlung der globalen Reaktion auf den Klimawandel ist).
Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen.
Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen.
Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen.
Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben.
Wie werden die Kinderrechte in den Entwicklungszielen berücksichtigt?
Obwohl die Entwicklungsziele darauf ausgerichtet sind, die Situation aller Menschen zu verbessern, sind die meisten von ihnen (Bildung, Verringerung von Kinder- u. Müttersterblichkeit, Chancengleichheit für Mädchen und Jungen) direkt auf Kinder bezogen, die übrigen wirken sich zumindest indirekt positiv auf die Lebensbedingungen und die Zukunft der Kinder aus (Bekämpfung von Krankheiten, ökologische Nachhaltigkeit, … ). Kinder leiden am meisten unter Armut und Ungleichheit; wenn ihre Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden, ist ihr Leben am meisten gefährdet. Durch Erreichen der Entwicklungsziele können die Rechte der Kinder eingehalten und Lebenssituation der Kinder auf Dauer verbessert werden. Nur wenn sich die Lage der Kinder verbessert, wird die Weltgemeinschaft Armut auf Dauer bekämpfen können.
Um Kindern in Zukunft ein besseres Leben zu ermöglichen, müssen verschiedene Faktoren in den neuen Zielen stärker berücksichtigt werden: ausreichende Investitionen in die ärmsten Kinder und Gemeinden; innovative Techniken wie Mobilfunk und soziale Medien, die geographische Barrieren überwinden und bislang ausgeschlossene Kinder erreichen; bessere Gesundheits- , Bildungs- und Kinderschutzsysteme; besseres Wissen darüber, welche Kinder benachteiligt sind und wie ihre Chancen verbessert werden können., gute Qualität der Bildung, Schutz vor Gewalt und vor Kinderarbeit, bessere Sozialsysteme, Zugang zu Trinkwasser, Betreuung v. Schwangeren….
Denn Armutsbekämpfung beginnt bei den Kindern. Sie machen weltweit ein Drittel der ärmsten Bevölkerung aus; in unterentwickelten Ländern sind sogar die Hälfte aller Betroffenen Kinder. In den ersten Lebensjahren wird die Basis geschaffen für die intellektuelle, körperliche und emotionale Entwicklung von Kindern. Durch die Einhaltung der Kinderrechte können wir Kindern ermöglichen, ihr Potential zu entfalten. Und das heißt, in die Zukunft aller Menschen zu investieren.
Weiterführende Informationen
UN: SDG
UN: SDG child-friendly explained
The World’s Largest Lesson
Unicef Deutschland
Empfehlenswert ist auch der Film (nicht in deutscher Sprache vorhanden), der im Rahmen der Initiative „The World’s largest lesson“ vorgestellt wurde:
Englisch
Französisch
Portugiesisch
Als einführender Zeitungstext oder für eine kritische Diskussion zum Thema eignet sich zum Beispiel: FAZ
Dieser Text wurde von SOS Villages d’Enfants Monde und Kindernothilfe Luxembourg verfasst.